Mittwoch, 21. Oktober 2009

Rückblick: Schneckentreff „Essen im Mittelalter“

Auf unserem letzten Schneckentreff am 30.9.2009 im Weinrestaurant Julius diskutierten wir mit Norbert Reuther, freier Archäologe am LWL Museum in Herne, über das Thema „Essen im Mittelalter“. Unsere Runde war diesmal recht überschaubar, umso intensiver war die Aussprache. Der von Hartmut Julius Meimberg servierte Dinkelbrei mit Tafelspitz als mittelalterliches Essen war exzellent und nur auf den ersten Blick typisch für diese Zeit. Reuther bemerkte, bei einer solchen Küche hätte es Spaß gemacht, im Mittelalter zu leben.

Die Vorstellung, die Bevölkerung hätte im Mittelalter geprasst, ist eine Mär. Im Gegenteil, der normale Mensch, der auf dem Land oder in der Stadt lebte, hatte nur wenig Abwechslung in der Nahrung. Die Normalkost war Getreidebrei, vor allem Haferbrei, oft ohne Salz oder Kräuter/Gewürze. Fleisch gab es nur sehr selten zu besonderen Anlässen. Es wurde gekocht, zusammen mit dem Brei und Gemüse und in einem irdenen Topf auf den Tisch für die gesamte Familie gestellt. Gebratenes gab es nur beim höheren Adel und bei reichen Bürgern.

Die heute veröffentlichten sogenannten „Mittelalterlichen Kochbücher“ sind eine Erfindung unserer Zeit. Es sind zwar schriftliche Aufzeichnungen aus Klöstern bekannt, die aber nicht vom Volk genutzt wurden. Nur wenige Menschen konnten überhaupt lesen. Das Bild änderte sich im 14 und 15. Jh. mit der Renaissance, als von Italien kommend, die Küche sich verfeinerte und sich Kochbücher für Profiköche verbreiteten.

Wer sich für das Thema näher interessiert, dem wird das Heft Nr. 1 von Karfunkel: „Küche im Mittelalter“ empfohlen (€ 8,90).
MM

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